Am Samstag, dem 24. Juli, ist es so weit. Der Grand Prix steht vor der Tür. Die letzten Tage werden noch intensiv für die Vorbereitung und das Training genutzt.
Erstes Training im Stadion.
Abends gegen sechs Uhr, wenn die Sonne untergeht, beginnt auf dem Wettkampfgelände das Training mit den Pferden auf den verschiedenen Reitbahnen. Dann sinken die Temperaturen und Mensch und Pferd können es draußen gut aushalten. Reiten findet immer unter Flutlicht statt, so wie es später am Wettkampftag auch sein wird. Dia hat sich noch nicht ganz an diese Situation gewöhnt. Schon in früheren Wettbewerben hatte man manchmal den Eindruck, dass sie von dem eigenen Schatten im Sand beeindruckt ist. Hier kommt der Schatten von vielen Seiten, ist aber sehr schwach.
Das Training wird immer präziser. Ferdi Eilberg lernt Dia und Tatiana immer genauer kennen und kann sehr detaillierte Hilfen und Tipps geben. Man sieht von Training zu Training Fortschritte. Das Feilen an den „Kleinigkeiten“ geht weiter.
Gestern ging es zum ersten Mal in das Wettkampfstadion. Die Anlage ist sehr beeindruckend. Dia kommt die Weitläufigkeit sehr entgegen. Schon das Einreiten ist ein besonderes Erlebnis. Leider müssen die Sitzplätze leer bleiben. Schade.
Die Athletinnen halten sich die meiste Zeit im Stall auf. Der ist klimatisiert. Eine Fahrt ins Olympische Dorf dauert etwa 50 Minuten. Da lohnt es sich nicht, zwischendurch nach Hause zu fahren. Das hat für Dia den Vorteil, dass fast immer jemand für sie da ist. Neben Tatiana kümmert sich ihre Pflegerin Alina liebevoll um das Pferd. Alina wohnt im Stadion und ist ständig in Bereitschaft. Dia kann so einen Luxusaufenthalt genießen: Spazieren gehen, Massage, Duschen, Dösen und zwischendurch zum Training. Und Gespräche mit Alina und Tatiana gehören dazu. Sie versteht alles und antwortet mit ihren Ohren.
In der Ferne Tokio. Die Sportler dürfen ihre "Blase" nicht verlassen. Sie sehen Tokio nur aus dem Fenster des Shuttlebusses.
Die menschlichen Kontakte finden überwiegend auf der Anlage statt. Man kennt sich ganz gut untereinander und findet Zeit für einen Plausch. Kontakte sind auch im Olympischen Dorf möglich, meistens beim Essen, das wirklich gut und abwechslungsreich angeboten wird. Im Dorf gibt es einige Geschäfte für Lebensmittel, Souvenirs und Sachen des täglichen Bedarfs. Sollte man etwas vergessen haben, kann man sich hier versorgen. Und es gibt schön angelegte Grünanlagen, die zum Schlendern einladen. Von Tokio sieht man in der Ferne eine Silhouette. Mehr geht nicht. Die Sportler müssen in ihrer „Blase“ bleiben: Olympisches Dorf, Bus, Wettkampfarena.
Vereinzelt hat man Kritik gehört. Die Betten seien z.B. aus Pappe. Aber sie sind stabil und die Matratze ist gut. Man kann gut schlafen. Andere bemängeln, dass Sportler nicht unter die Dusche passen. „Aber ein Basketballer würde auch bei mir zu Hause da nicht drunter gehen“, kommentiert Tatiana. Insgesamt seien die Bedingungen für Tier und Mensch sehr gut. Tatiana und Dia können ihren Aufenthalt in Japan jedenfalls genießen.